Im Jahr 2018 brachte Johannes Rudel zum ersten Mal seine Fotografien in die Öffentlichkeit. Er, der 1949 in Stuttgart geboren, in den 70ern in Kassel Kunstpädagogik studierte, kam anschließend nach Düsseldorf und setzte sein Kunststudium an der Kunstakademie fort. Unter anderem belegte er derzeit auch einzelne Semester Fotografie bei Bernd Becher. Über Jahre aber waren es Fundstücke aus der Natur, an das Rheinufer angeschwemmte Baumstücke, ausgelaugte Wurzelteile, Erd- und Sandstrukturen die sein künstlerisches Bestreben anregten und seine ersten Bildobjekte prägten. Womit er die Betrachter nötigte über die eigene Ästhetik der Fundstücke hinaus, den ihnen innewohnenden Zeichen von Zeit und Vergänglichkeit nachzuspüren.

Erinnerungsstücke der eigenen Lebensgeschichte, Chiffren des Alltags, Ausschnitte von Plakatwänden, Graffitis, Stadtlandschaften, technische Details, Industriegebäude kamen in den folgenden Jahren hinzu, wurden verbunden in einem komplexen Prozess mit bildhauerischen, malerischen und fotografischen Ausdrucksformen. Wobei die bis dato verwandten Fotoausschnitte keineswegs dokumentarische Bedeutungsträger bildeten, sie wurden als Teil des künstlerischen Arbeitsprozesses an zentraler Stelle auf Holztafeln montiert, mit Gipsbinden modelliert, übermalt und in weiteren Arbeitsgängen bearbeitet und erreichten somit in diesen Objekten einen eigenen künstlerischen Ausdruck. Es spricht für Rudels Kreativität wenn er einmal gefundene Ausdrucksformen und Materialien nutzte so lang sie ihm noch Herausforderung waren, es ihm gelingt mit diesen Materialien seine Bildideen noch überzeugend umzusetzen.

Die nun vorgestellten Fotos verdeutlichen Rudels formale Reifung. Sie sind aus der ihnen vormals zugewiesenen Hintergrundposition herausgewachsen. Auch scheinbar alltägliche uns allen wohlver-traute Motive erreichen durch ihre Auswahl,den Ausschnitt, durch den Aufbau tatsächlich eine ästhetische Klarheit und Zeitlosigkeit die den Betrachtern ein geschärftes Gespür für Realität gewinnen läßt. [...] Der Betrachter wird, wenn er sich auf Rudels Bildobjekte einläßt, durch die meditative Wirkung belohnt, kann sicher die vermittelte Konzentration und Ruhe in seinen Alltag hinüber retten.